Im Zuge des Umbau- und Neubaus der LFS Grottenhof ist ein wunderbarer neuer Bio Hofladen am Grottenhof entstanden.

Herr Direktor Kerngast, die neue Schule wurde am 9.10.2023 feierlich eröffnet. Was ist hier am Grottenhof entstanden?

Seit mehr als 150 Jahren wird am Grottenhof gelehrt, gebildet, gelebt und seit 1989 der landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsbetrieb biologisch bewirtschaftet. Eine Erweiterung und Neuinvestitionen war daher sehr wichtig und notwendig. Wir sind alle begeistert und die neue Schule ist nun ein Bio-Campus, denn das Schulgebäude, ein Turn- und Mehrzwecksaal, die Küche mit einem Speisesaal, sowie unser neuer Bio-Hofladen wurden neu gebaut. Das ehemalige Schulgebäude wurde zu einem modernen Internat umgestaltet und anstelle der abgebrannten Maschinenhalle wurde ein Lager für Getreide und Gemüse errichtet.

Sie sprechen von einem Bio-Campus am Grottenhof. Was bedeutet das für Sie?

Eigentlich kommt der Begriff aus dem Lateinischen campus und bedeutet freies Feld, Ebene, Ackerland. Heute wird Campus oft als Bezeichnung für das Gesamtareal einer Bildungseinrichtung verwendet. Das Schöne ist nun, dass sowohl die historische Bedeutung als auch die heutige Verwendung des Wortes Campus auf den Grottenhof zutreffen.

Der Grottenhof soll ja im Zuge des Projektes „Bio für Graz“ noch stärker Lernort und Bindeglied zwischen Produzent:innen und Konsument:innen sein. Was ist hier konkret geplant?

Im Zuge des Umbaues wird auch die gesamte Außenanlage hergerichtet und autofrei werden. Dadurch bekommt der Bio-Bauernmarkt am Freitag einen neuen, attraktiven Standort zentral bei der Schule und das schöne Ambiente wird den Markt unterstützen und neue Kundenschichten ansprechen.

Wir wollen unseren Schülerinnen und Schülern einen wertvollen Lebensraum bieten und gleichzeitig ein Begegnungsort zwischen Jung und Alt, Stadt und Land, Erzeugern und Konsumenten werden. Ein besonderer Impuls wird vom neuen Bio-Geschäft ausgehen. Das Sortiment wird deutlich ausgebaut und durch professionelle Warenpräsentation und Veranstaltungen werden wir die Fülle der steirischen Bio-Lebensmittel besser zeigen können.

In Kooperation mit dem BIONAH Hofladen ist geplant, die Öffnungszeiten zu erweitern und an die heutigen Kundenbedürfnisse anzupassen. Durch den Ausbau des Produktangebotes bringen wir BIO noch mehr in die Stadt und zum Konsumenten und es ist eine Chance für Mitgliedsbetriebe der Bio Ernte Steiermark weitere Absatzwege zu finden. Der BIONAH Hofladen Grottenhof mit integriertem Bio-Café wird zukünftig auch die Versorgung und Verköstigung der Exkursionen bei uns am Grottenhof übernehmen. Damit können wir Bio-Lebensmittel noch sichtbarer machen und stärker in den Fokus der Gesellschaft rücken.

 

 

 

Diese Kooperation ermöglicht es also Synergien am Grottenhof zu nutzen und auf Kundenbedürfnisse besser einzugehen. Wie wichtig sind Kooperationen heute?

Leben besteht aus Begegnung und Zusammenarbeit. Aus dieser inspirativen Mischung entstehen nicht nur neue Ideen, sondern finden auch Innovationen statt. So schätzen wir auch die intensive und fruchtbare Zusammenarbeit mit der Bio Ernte Steiermark und freuen uns sehr, dass wir beim Aufbau der steirischen Bio-Modellregionen von Beginn an dabei sind und das Projekt „Bio für Graz“ bei uns am Grottenhof umgesetzt wird.

Wir kooperieren auch mit der FH Joanneum und der HLA Eggenberg. Die Universität Graz hat Bienenstöcke bei uns aufgestellt und mit dem Institut für Holzbau der TU Graz gibt es eine enge Zusammenarbeit. Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit der BOKU und der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Besonders freut es uns, dass wir ein Projekt über Stickstoff- und Kohlenstoffkreisläufe, zusammen mit der Bio-Forschung-Austria erfolgreich abschließen konnten. Die vielen Zutaten im „Fermenter Grottenhof“ lösen einen Schub an Erneuerungen aus und nur in enger Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern ist stetige Weiterentwicklung und Innovation möglich.
Besonders wichtig sind uns natürlich unsere Bildungsnachbarn, die Fachschule St. Martin, das Bildungshaus Schloss St. Martin und der Steiermarkhof.

Im Fokus der steirischen Bio-Modellregionen steht ja die Verbindung von Regionalität und biologischer Erzeugung zu stärken. Wie kann der Grottenhof das Projekt „Bio für Graz“ unterstützen und zur Bewusstseinsbildung der Menschen beitragen?

Mit der Errichtung des neuen Milchviehstalles, natürlich aus Holz, wurde die muttergebundene Kälberaufzucht eingeführt. Der Besuchersteg ermöglicht das Erleben eines Kuhalltages, holt Konsumenten ab und führt sie an die Landwirtschaft heran. Frischmilch und Bio-Lebensmittel können direkt neben dem Stall bei einem Automaten gekauft werden.

Diese besondere Infrastruktur werden wir im Projekt „Bio für Graz“ noch viel stärker für Veranstaltungen und Führungen nutzen können. Gleichzeitig ermöglicht es uns, sehr nahe beim Konsumenten zu sein und unsere Botschaft ,,Weniger vom Besseren‘‘ in die Essensgewohnheiten der Menschen zu pflanzen.

Apropos Pflanzen, wir sind gerade dabei unseren Gemüseanbau auszuweiten. Es gibt nämlich vermehrt Nachfrage nach Bio-Gemüse. Lernen, lehren, bilden, sehen, spüren, schmecken, erleben, dass trifft nicht nur auf unsere Schülerinnen und Schüler zu, sondern bewegt viele in unserer Gesellschaft.

Im Zuge von „Bio für Graz“ wird man am Grottenhof Bio-Lebensmittel mit allen Sinnen, frei nach dem Motto: Bio in aller Munde, erleben können. Was wäre denn Ihr persönliches Motto mit Blick in die Zukunft?

Education makes your life better, ein besseres Leben für alle! Im Zuge der Projektumsetzung schaffen wir am Grottenhof weitere tragfähige Verbindungen und Beziehungen, die unser Land lebenswerter machen und der Grottenhof ist ein Lernort, um Bio-Betriebe und Konsumenten näher zusammen zu bringen und zu stärken.